Gaia-Percussion  

Reisen

Polen ˡ Ungarn ˡ Tschechien ˡ Polen ˡ Tschechien

Das, was ist, das muss man lieben.
ungarisches
Sprichwort

18.7.17

In der Slowakei halten wir gar nicht an; wir fahren gleich weiter nach Ungarn, hören unterwegs Karat in der Endlosschleife, werden ein bisschen melancholisch, wenn Tamara und Herbert singen "Ich will mit dir teilen die Angst und die Lust; ich will mit dir hören die Glocke, die 2000 schlägt" und schwelgen in der wunderbaren Lyrik: "... Lautlos die Trauerweide senkt ihre Blätter wie Lanzen hinab, leiser und leiser die Töne, bis ihr letztes Licht im Gesang verglüht." - ist das schön!

In Sarospatak fahren wir einen Campingplatz an, den Andreas von seiner Motorrad-Tour vor zehn Jahren her kennt. Hier gibt es einen kleinen Swimmingpool und in einer benachbarten Kneipe probieren wir Soproni Demon, ein ungarisches Karamell Malzbier.
 

19.7.17

Nach ausgiebigem fröhlichen Planschen im Pool

machen wir uns auf den Weg in die Stadt.
Das Borfestival, für das gerade eine Bühne und kleine Buden aufgebaut werden, fängt leider erst übermorgen an. Auf der Suche nach dem Schloss landen wir in einem großen Gebäude, das sich als Schule entpuppt, die wir trotzdem anschauen dürfen. Obwohl keiner Deutsch oder Englisch spricht, wird uns mit Zeichen und Gebärden der Weg durch das Haus erklärt. Der weitere Bummel durch die Stadt mit Eis- und Bierstärkung ist so sorgenfrei - wir genießen das ungarische Flair.
Im alten Teil der Stadt finden wir eine Schloss- und Burganlage und haben das Glück, dass in 15 Minuten die nächste Führung zum roten Turm beginnt. Das lassen wir uns natürlich nicht nehmen.

Es geht pünktlich los und wir genießen die angenehme Kühle in dem uralten Gemäuer. Von den Erklärungen verstehen wir natürlich gar nichts, deshalb ist es ganz schön schwierig, eine Stunde lang brav durchzuhalten. In einem kleinen Saal mit interessanten historischen Möbeln erklärt mir die Dame dann auch noch, dass ich nicht fotografieren darf - schade, schade! Aber das galt bestimmt nur für diesen einen Raum.

Das genialste an der Turmbesteigung ist wieder der gewaltige Ausblick, der uns oben erwartet.
Danach sehen wir uns auch noch das Rakoczi-Museum an. Die Fotoerlaubnis kostet soviel Geld, dass ich sie ablehne. Die Aufpasserinnen sind aber so nett und ignorieren das gelegentlich. Die Ausstellungsstücke sind sehr interessant, erzählen vom Kuruczenaufstand gegen die Österreicher. Ein Eckerker mit Rosettendeckengestaltung ist toll erhalten. Dank der guten deutschen Erklärungen weiß ich jetzt, dass "unter der Rose sitzen" ein ungarisches Synonym für eine Verschwörung ist, die auf diesen Erker zurück geführt wird.

Auf dem weiten Weg zurück zum Campingplatz kehren wir in einer Etterem ein; diese Stärkung haben wir uns jetzt redlich verdient. Mit einem Sopron Demon in der Zeltplatzkneipe lassen wir den Abend wieder gemütlich ausklingen.
 

20.7.17

Einer Empfehlung folgend besuchen wir die Stadt Debrecen unser erstes Erlebnis ist das Problem einen Parkplatz zu finden weil wir nicht bereit sind die horenden Gebühren im Stadtzentrum zu bezahlen. Das Parkhaus bei Penny hilft uns weiter. Ein erstes Café lädt auf Eisbecher und Bier ein, der Kellner spricht uns sofort in Deutsch an und empfiehlt uns ein regionales Bier, das wir natürlich kosten. Es ist ok, aber wir haben schon Besseres getrunken.

Wir bummeln die Piac utca entlang und betrachten einige der schönen Gebäude, wegen derer die Stadt empfohlen wurde; aber Andreas prägt ein schönes Wort: er meint, die Stadt sei "charmlos" und da stimme ich ihm voll zu. Wir trinken noch ein leckeres Sopron IPA und freuen uns dann über unseren Parkpreis von 600 Forint für drei Stunden; sonst hätte es über 1000 gekostet.

Wir bleiben auf der empfohlenen Route und fahren nach Hortobagy in die Puszta. Kurz vor der Schließung kommen wir noch zur Besucherinformation und lassen uns mögliche Unternehmungen für morgen erklären. Der junge Mann spricht perfekt deutsch und schreibt mir dabei auf Kopf alle wichtigen Informationen auf den Stadtplan - einfach toll!
Im ältesten Haus der Puszta, dem Hortobagy-Csarda ist eine Gaststätte, in der wird zu Abend essen. Wir merken aber gleich, dass wir uns in einem Touristengebiet befinden. Die Freundlichkeit der Kellner wirk recht aufgesetzt, die Speisen sind relativ teuer und nicht wirklich lecker.

 An unserem Campingplatz leihen wir uns zwei Fahrräder, die alles andere als verkehrstüchtig sind. Nachdem mir eine meiner Pedalen kräftig in den Fuß "gebissen" hat, vertragen wir uns aber und checken die Wege für den morgigen Tag. Im Allat-Park kommen die Wildesel gerade zur Tränke, die Störche "hecheln" mit offenem Schnabel. Mich erinnert das Ganze ein wenig an unsere Idee, in Luxor durch die glühende ägyptische Wüste zu radeln. Eine schönere Belohnung als den Sonnenuntergang über der Puszta kann man sich kaum vorstellen.
 

21.7.17

Wir beginnen den Tag mit einer Safari in den Wildtierpark. Ein junger Mann erklärt uns im Bus auf englisch die wichtigsten Dinge. Unterwegs sehen wir Wildpferde und Rinder. Dann haben wir eine Stunde Zeit für einen Spaziergang, auf dem wir uns Pelikane, Stiere, Wildpferde, Wölfe, Rehe, Wildschweine, Geier, Adler und eine Wildkatze ansehen können. Eigentlich ist es wie in einem Tierpark; schön finden wir es trotzdem. Dennoch verzichten wir auf die Extra-Safari, die uns zu Wildpferden und Auerochsen führen würde.

Nachdem wir uns im Máta-Gestüt einen Kutschenplatz reserviert haben, schauen wir uns erst noch die Kutschenausstellung (wir sind die einzigen, die das interessiert - es wird extra für uns aufgeschlossen) und die Pferdeställe an. Dann kommen wir gerade noch pünktlich zur Ausfahrt.

Die Puszta-Tour ist genial; wir haben das Gefühl, dass die Leute für ihr Geld wirklich etwas zu sehen bekommen sollen. Erste Station ist eine Art Bauernhof mit schilfgedeckten Ställen und einem Ziehbrunnen in der Mitte. Hier werden schwarze und weiße Zackelschafe gehalten. Weiter geht es zu einer Herde Graurinder. Die Ochsen werden als Zugtiere vor die Wagen gespannt. Die Woll- oder auch Mangalitza-Schweine haben sich vor der Hitze in ihrer Behausung verkrochen, werden aber von unserem Guide herausgelockt, damit wir sie in Ruhe betrachten können. Gleich daneben stehen noch einige Wasserbüffel. Auch dazu erzählt uns der Guide interessante Geschichten. Drei Reiter warten mit einer Show auf uns, die mit einem Peitschenkonzert beginnt. Was sie ihren Pferden abverlangen, ist wirklich bemerkenswert und begeistert uns alle. Nach einer Stunde in der Steppenhitze sind wir trotz allem froh, den Heimweg antreten zu können.

Fertig sind wir natürlich für heute noch nicht. Mit einer Schmalspurbahn fahren wir fünf Kilometer weit in ein Naturschutzgebiet hinein. Hier gibt es ein Biotop, in dem 344 der 400 registrierten europäischen Vogelarten leben. Vermutlich ist dies nur mit Fernglas wirklich sinnvoll. Obhwohl wir keines dabei haben, ist es trotzdem ein bemerkenswertes Erlebnis. Wir sehen tatsächlich einige Vogelarten, die wir noch nicht kennen. Da sind ein paar Wasserbüffel am Wegrand dann gar nicht mehr so interessant.

Zum Übernachten suchen wir uns einen Zeltplatz am Theiss-See dem Tisza-tó. Die empfohlene Vogelwelt haben wir heute schon gesehen, deswegen werden wir wirklich nur zum Schlafen hier bleiben.

 

22.7.17

Da wir unserem Navi die Autobahnen wieder verboten haben, fahren wir unsere Lieblingsstrecken durch kleine Ortschaften in Richtung Kecskemet. Das erste, was uns an diesem Ort gefällt, sind die kostenlosen Parkplätze in der City. Wir leisten uns einen Eisbecher und bummeln dann an den herrlichen alten Gebäuden verschiedener Stilrichtungen vorbei. Diese Stadt gefällt uns, hier finden wir den Charme, den wir in Debrecen vermisst haben. Die Verständigung mit den Ungarn ist hier etwas schwieriger, weil die meisten weder Deutsch noch Englisch sprechen. Damit hat Andreas kein Problem, da er ja perfekt "Mimik und Gestik spricht".

In Kalocsa gibt es eine Domkirche und den erzbischöflichen Palast mit der Schatzkammer zu besichtigen. Für uns leider nicht, denn wir kommen einige Minuten zu spät zur letzten Führung. Es bleibt also bei der Umrundung der von Baustellen gesäumten Gebäude. Ein Highlight erleben wir aber trotzdem. Bei der Rückkehr zum Auto hören wir Orgelklänge aus der großen Kirche und bleiben deshalb noch ein bisschen stehen. Es hat sich gelohnt: ein Brautpaar mit Hochzeitsgesellschaft verlässt die Kirche und wird von einer kleinen Musikgruppe empfangen. Angeführt von einem traditionell gekleideten Ausrufer macht sich die Gesellschaft auf einen Marsch durch den Ort; die Kapelle schließt sich hinten an.

20 km weiter ist mal wieder ein Schloss ausgeschildert. Wir liegen also ab und fahren nach Hajos. Aber auch hier wird gerade geschlossen und wir können uns die Pracht nur von außen ansehen.

An einer Reihe verlassen wirkender Häuser entdecken wir Schilder mit der deutschen Beschriftung "Hajos Kellerdorf". Darauf können wir uns erst zu Hause mit Internethilfe einen Reim machen: Vor 250 Jahren errichteten Donauschwaben 24 Zeilen aus ca. 1200 Weinkellern; mit seinen 20 bis 50 Meter langen Stollen ist es eines der größten Europas. Vermutlich sind wir also nur zur falschen Zeit hier entlang gekommen.

Da wir keinen geeigneten Übernachtungsplatz finden, fahren wir ungeplant gleich durch bis Mohacs. Hier stellen wir uns ans Ufer der Donau und spazieren ins Zentrum. Schon von weitem hören wir laute Musik: Du kannst nicht immer 17 sein" von Chris Roberts. Diesen Klängen folgen wir natürlich und landen ganz zufällig im ersten Stadtfest der Donauschwaben. Auf der Bühne sind gerade einige österreichische Schuhplattler am Werk. Wir gehen eine Straße entlang, in der die Donauschwaben ihre Handwerke vorstellen, kommen in dieser Richtung zu einem Platz mit mehreren Gebäuden, denen die osmanische Herrschaft anzusehen ist. In Richtung Donau sind an der nächsten Straße beidseitig Biergartenbänke und -tische aufgebaut. In der Mitte stehen Grille und Feuerstellen mit Kesseln. Die Gäste des Festes können sich hier ihre mitgebrachten Speisen selbst zubereiten. In der dritten Richtung sind viele Verpflegungsstände aufgebaut. Und hier finden wir inmitten von Wein und Soproni einen einheimischen Craft-Bier-Stand. Die nette Bedienung spricht gut deutsch, ist aber irgendwann mit uns überfordert. Deshalb holt sie ihren Chef Ákos Karl, den Braumeister, der perfekt Deutsch spricht. Er erklärt uns so viel Interessantes zu seinen Bieren, dass ich schnell mit schreiben muss:

Für das IPA (Indian Pale Ale) gibt es sechs verschiedene Malzsorten, Pale-Ale-Malz macht das Bier dunkel.

Eines seiner Biere heißt Kiscillag - es wurde für eine populäre ungarische Band kreiert, die im Jahr 2015 ein Konzert in seiner Mini-Brauerei gegeben haben.

Das Belgian Strong Ale ist hell und fruchtig, aber auch gefährlich, weil es 12% Alkoholgehalt hat.

Das Amber Lager ist ein Irish Beer und sehr malzig.

Malnas Raspberry Fusion wird mit Himbeeren gebraut.

Das Dark Beer Mecsek ist - wie der Name schon sagt, sehr dunkel und hat einen kräftigen Kaffee- und Schokoladengeschmack.

Irgendwann tauchen die Schuhplattler "Bockledertreter Traun" auf, die wir natürlich auch gleich zum Biertrinken überreden. Es wird ein langer und fröhlicher Abend - so wie hier die gesamte Grundstimmung ist: friedlich, nett und harmonisch. Ich stelle fest, dass das Himbeerbier mein absoluter Favorit ist und lasse mir einige davon gut schmecken. Zurück am Auto haben wir wieder das "Glück", direkt neben einem Partyboot mit lauter Technomusik zu stehen. Ich schlafe gut mit meinen Ohrenstöpseln. Andreas meint die Party ging bis etwa um 5 Uhr.
 

23.7.17

Mit einer kleinen Miezekatze im Kopf fahren wir weiter nach Siklos kurz vor der kroatischen Grenze. Hier steht eine tolle riesengroße Burg, in der wir uns alles genau anschauen können. Und mittels des Burg-WLAN können wir unsere Erlebnisse sogar direkt an die Lieben nach Hause schicken.

 

In der Badestadt Harkany ist ein touristisches Treiben wie in einem Ostseebad. Wir bleiben also gar nicht erst stehen - fahren gleich weiter. Die Stadt Pecs ist großartig: viele unglaublich schöne Gebäude säumen den Marktplatz. Eine ehemalige Moschee wird heute als Pfarrkirche genutzt. An einem Brunnen prangen bunt schillernde Tierköpfe aus Porzellan. Wir gönnen uns etwas, was wir noch nie gemacht haben, und fahren mit einer kleinen Stadtbesichtigungsbahn zu den Sehenswürdigkeiten. Leider hat unser Wagen keine Stoßdämpfer, deshalb ist es schwierig, unterwegs schöne Fotos zu machen. Die katholische Basilika ist so toll, dass wir dort gleich noch einmal hin wandern. Als mich im Innenraum ein junger Mann ganz nett darüber informiert, dass ich für den Besuch ein Ticket kaufen muss, bin ich mit dem Fotografieren aber schon fertig und kann darauf verzichten. In einem kleinen Café trinken wir hausgemachte Limonade - sehr lecker!

Nächstes Ziel ist die Craft-Minibrauerei, die wir gestern kennen gelernt haben. Es ist schon ziemlich spät, als uns unterwegs wieder ganz zufällig eine weitere Burg ins Auge fällt. Wir biegen natürlich sofort in die Richtung nach Pecsvarad ab und stellen uns auf den Parkplatz davor. Da in einem Flügel Hotel und Restaurant untergebracht sind, ist der Eingang zum Hof geöffnet und wir können einen ersten Blick in das Innere werfen. Dann umrunden wir das Gemäuer und sind jetzt schon begeistert. Gleich neben unserem Parkplatz steht eine große Kirche mit Kreuzweg. Es scheint ein Wallfahrtsort zu sein, denn dort ist auch eine Figur des St. James mit einer Sitzecke und sogar einem Wasserhahn, den wir für unsere Abendhygiene nutzen können. Auf einer Bank unter einer Kastanie lassen wir den Abend gemütlich ausklingen.
 

24.7.17

Ungeduldig warten wir darauf, dass es endlich 9 Uhr wird und wir die Besichtigung beginnen können. Die Frau am Einlass ist supernett. Wir finden zwar keine Kommunikationssprache, aber sie drückt uns eine deutschsprachige Karte in die Hand und wir können das Gelände selbstständig erkunden. Es ist genial. In einer romanischen Kapelle aus dem 10. Jahrhundert sind sogar noch originale Wandmalereien eines Engels (vermutlich des Erzengels Michael) erhalten. Die Außenwand ist nur zur Hälfte mit Putz bezogen, so dass das alte Gemäuer teilweise zu sehen ist. Wohnturm und Keller sind leider verschlossen; dennoch gefällt uns die Besichtigung sehr gut.

 

Nun geht es aber direkt zum heutigen Hauptziel, der Karl-Microbrauerei in Mecseknádasd zu Ákos Karl, unserem Braumeister. Er ist zwar selbst noch nicht da, hat aber einen Mitarbeiter angewiesen, sich um uns zu kümmern. Wir kosten die Sorten, die es auf dem Festival nicht gab, und entscheiden uns dann für den Kauf einiger Flaschen - gerade so viel wie noch in unser Auto passt.

Auf der Fahrt in Richtung Balaton geraten wir in ein heftiges Unwetter. Regen und Sturm fegen über uns hinweg. Überall liegt Hagel und Schlammbäche werden auf die Straße gespült. Einige Autos stehen am Straßenrand, weil sie den Überschwemmungen zum Opfer gefallen sind. Unserem macht dieses Wetter zum Glück nichts aus. In kürzester Zeit kühlt es sich von 34 auf 16 Grad ab.

Für einen kurzen Halt in Keszthely, wo ich vor über 30 Jahren mit meinen Eltern Urlaub machte, hört der Regen sogar auf. Wir schauen uns das tolle Schloss mit dem umliegenden Garten an und bummeln über den hübschen Boulevard. Gerade rechtzeitig fliehen wir vor der nächsten schwarzen Wolke in unser Auto und fahren weiter zum Badacsony. Hier soll es morgen einen ersten ungarischen Wein für mich geben. Erst einmal suchen wir uns aber einen Campingplatz, schaffen es gerade noch, dass Andreas uns ein leckeres Essen kocht, bevor der nächste Regen losgeht. Ich habe das Gefühl, dass alle Mücken mit uns in unser Auto vor der Nässe fliehen. Vor dem Schlafen gibt es also noch eine große Schlacht.

 

25.7.17

In der Nacht hat sich der Himmel leer geregnet. Das Wetter ist ideal für die Erfüllung meines Urlaubswunsches, der "Besteigung" des Badacsony. Natürlich halten wir unterwegs an den verschiedenen Weinlokalen, trinken trockenen Welschriesling und gespritzten Rosé. Irgendwann merken wir, das der Most (Traubensaft) viel leckerer schmeckt als der Wein. Das tut unserer Kondition natürlich gut. Auf der Spitze des Berges suchen wir uns für's Mittagessen einen Platz inmitten der Touristenmenge. Ich nehme Ziegenkäse mit einer in Traubenmost gedünsteten Birne - superlecker! Andreas ist von seinem Kesselgulasch nicht ganz so begeistert. Die hausgemachte Limonade mit Zitronen und Orangen schmeckt uns beiden gut.

Das Örtchen selbst sieht immer noch so aus, wie wir es vom Urlaub am Balaton vor 30 Jahren in Erinnerung haben. Überall gibt es kleine Stände, die Weine, Eis, nationales Fastfood, Gebäck, Kleidung, Bilder und jede Menge Kitsch verkaufen. Hier erfüllen wir Andreas' Urlaubswunsch. Er möchte unbedingt einen Hekk (Seehecht) essen. An der Anlegestelle beobachten wir, wie eine Fähre zum gegenüberliegenden Ufer aufbricht. Und dann kommt, was kommen musste: wir beenden unseren Wein-Tag bei Soproni IPA und Demon, unseren liebsten Biersorten.

 

26.7.17

Heute ist wieder Kultur dran. Wir besuchen Ungarns größte Burgruine in Sümeg. Hier ist unglaublich viel los. Die Kinder können jede Menge mittelalterlicher Beschäftigungen (Kegeln, Bogenschießen, Reiten, Lanzenstechen, Angeln, Hufeisen werfen, einen Streichelzoo, Fassreiten, Strafrituale) ausprobieren. Wir können in alle Teile der Burg hineinschauen. Der Ausblick auf das umliegende Land ist wieder fantastisch. Der zitherbegleitete Liedvortrag traditioneller ungarischer Weisen gefällt uns nur kurzzeitig.

Wieder einmal ganz zufällig entdecken wir direkt neben unserem Auto ein Kutschenmuseum. Damit kann man mich wirklich begeistern. In der oberen Etage ist ein Armeemuseum untergebracht. Das begeistert dann eher Andreas. Unser Fazit ist: Diese Stadt muss man gesehen haben.

In Sarvar, unserem nächsten Ziel, fahren wir direkt in eine Gewitterfront. Es lohnt sich den Regenguss auf dem Parkplatz abzuwarten, denn das Burj Schloss ist nicht nur von außen schön. Innen gefallen mir besonders die bemalten Wände. Aber auch das Mobiliar in den einzelnen Räumen ist sehr sehenswert. In einer Ecke finde ich eine kleine Wendeltreppe, die ich natürlich sofort hinauf klettern muss. Im ersten Obergeschoss komme ich in einen Raum mit superschönen Wandbemalungen; das ist gefällt mir sehr. Bei einer kleinen Stärkung mit Bier (zum ersten Mal bekommen wir das Soproni IPA vom Fass) und Kaffee werden wir zum ersten Mal ein wenig übers Ohr gehauen.. Andreas bezahlt 100 Forint zuviel. Das sind etwa 30 Cent und wir können es gut verschmerzen.

Letztes Ziel in Ungarn ist Köszeg. Wir finden einen Zeltplatz im Garten eines Familienhauses. Obwohl es schon ziemlich spät ist, bummeln wir noch in Richtung Stadt. Natürlich ist alles schon geschlossen, aber auch von außen sind die Burg, die Kirche und die kleinen Häuser rings um den Marktplatz sehr schön anzusehen. Als es beginnt zu regnen, treten wir den Rückweg an und hören von Ferne live klingende Musik. Darauf steuern wir zu und finden unter einem Torbogen ein Orchester vieler junger Leute, das offenbar international zusammengesetzt ist. Dass es inzwischen regnet und stürmt, stört hier niemanden. Im Gegenteil: die Musiker haben sichtlich Freude daran, eine Sinfonie von Mozart und eine Serenade von Tschaikowsky zu spielen. Es ist zwar nur eine Probe; der Klang ist dennoch fantastisch. Wir bleiben und hören zu, bis sie fertig sind.

 

27.7.17

Am Morgen ist es immer noch nass; wir warten bis es etwas langsamer regnet. Dann suchen wir uns einen Parkplatz möglichst nah am Burgschloss. Saniert mit Mitteln der Europäischen Union ist es ein wahres Schmuckstück geworden. Ich lasse es mir natürlich auch nicht nehmen, auf den Turm hinauf zu klettern und werde mit einem tollen Blick nach allen Seiten belohnt. Im Speiseraum der Burg sind Kostüme, die sich die Besucher anlegen können, und gleich nebenan können Waffen ausprobiert werden. Endlich ein Museum, in dem man Ausstellungsstücke in die Hand nehmen darf. Das ist etwas für Andreas. In der Ausstellung selbst gibt es viele interessante Informationen zur ungarischen Geschichte und natürlich auch zur Geschichte der Burg.

Das Städtchen, für das ich gestern frierend im Regen kaum einen Blick übrig hatte, genießen wir heute noch einmal bei einem Spaziergang. Genau neben unserem Auto finden wir die kleine Kék huszar Etterem, in der die Einheimischen (Alte, Junge, Pärchen, Familien, Handwerker) einkehren und sogar ihre Mahlzeiten abholen. Das gefällt uns, das wollen wir auch. Und die Wahl war gut, das Essen ist frisch und sehr lecker.

Ich bin froh dass wir das noch geschafft haben. Jetzt sind wir fertig mit Ungarn. Auf der Fahrt nach Norden streifen wir kurz Österreich. Bei der Ein- und auch bei der Ausreise werden wir mit einem Blick in den Fahrzeuginnenraum kurz kontrolliert. Natürlich ist bei uns alles in Ordnung.

 

nach Tschechien

 

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