Beurteile keinen Mann nach
dem Weiß seines Turban, Seife wird auf Kredit gekauft.
marokkanisches Sprichwort
Mittwoch, 17.7.2013 Agadir - Marrakesch |
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Der Wecker klingelt halb sieben!
Unsere Tour soll 7.45 Uhr beginnen, also müssen wir pünktlich sein.
Schnell duschen wir und trinken unseren mitgebrachten Kaffee. Das
ist gut so, denn als hätten wir es geahnt, schmeckt der im
Restaurant eklig. Zum Frühstück gibt es verschiedene (viel zu süße)
Kuchen, Baguette, dünne Marmelade, gekochte Eier, Margarine,
seltsame rote Wurstscheiben, Käse usw. Naja!
Unser Bus ist ein großer moderner Reisebus. Sehr schön! Unser Reiseleiter erzählt und erklärt unterwegs sehr viel über Land und Leute, z.B. etwas über den Ziegen- (Lebens-, Mammut-, Argan-) baum, dessen Früchte in der Kosmetikbranche grad hoch im Kurs stehen. Der Baum ist "wild und selbständig". D.h. er wächst nur rund um Agadir (alle Anbauversuche weltweit schlugen fehl) und hat ein verzweigtes, bis zu 30 m tiefes Wurzelnetz, um sich selbst mit Wasser zu versorgen. Die Früchte kann kein Mensch ernten, da er fingerdicke Dornen hat. Also fressen die Ziegen die Früchte und spucken deren Kerne wieder aus. Diese sammeln die Frauen dann ein, trocknen sie usw. Das Öl darin wird, wie gesagt, für Kosmetik verwendet, aber auch als Speiseöl. |
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Agadir wurde im 12. Jahrhundert erbaut, über einen ersten Hafen entwickelte sich der Handel - so wurde es zum Tor Afrikas. 1960 wurde die Stadt durch ein Erdbeben zerstört, heute ist es eine moderne Stadt mit 1 Million Einwohner. Der Name Agadir bedeutet Speicherburg oder Kornspeicher, weil es in einer fruchtbaren Ebene zwischen dem Hochatlasgebirge (höchster Berg 4160 m) und dem Antiatlasgebirge liegt. Wegen unglaublicher 320 Sonnentage im Jahr floriert auch der Bananenanbau. Schade - heute ist es neblig. Wir fahren ca. 300 km auf einer Autobahn nach Marrakesch, die von europäischen Ländern erbaut wurde und deshalb Maut kostet. 70% davon gehen an diese Länder, 30% bleiben in Marokko. In 10 Jahren läuft dieser Vertrag aus, dann soll es billiger werden und auch Privatleute werden die Autobahn dann nutzen, z.Z. fahren hier nur Busse und LKWs. Nach vier Stunden kommen wir an und klettern entspannt aus unserem klimatisierten Bus. Die Hitze, die uns empfängt, ist Wahnsinn. Über 40°! Zuerst sehen wir uns eine Olivenbaumplantage an. Sie existiert seit dem 11. Jahrhundert. So alt sind die Bäume schon. In der Mitte der Plantage ist ein Wasserbecken, das von einem Fluss gespeist wird. Dieses Bewässerungssystem ist genauso alt. Heute leben in dem Becken Karpfen, die es von Algen frei halten sollen und schon bis 15 kg schwer sind. Dann fahren wir zu einer Grabstelle von verschiedenen Prinzen und Prinzessinnen. Anja ist von den Händlern am Straßenrand begeistert, die verschiedene Lebensmittel anbieten, von denen man teilweise schon nicht mehr erkennt, was es denn wohl ist. Unser letzter Programmpunkt vorm Mittagessen (Wir haben Hunger!) ist ein Palast eines Großwesirs. Er ist in einem spanisch-maurischen Baustil gehalten mit Holzdecken aus Zedernholz, Stuckarbeiten aus Lehm und Fußböden in Mosaikoptik, die aus Europa übernommen wurde. Unser Reiseleiter erklärt, dass die Innenhöfe durch diese Bauweise ein angenehmes Klima haben. Im Sommer ist es durch Pflanzen und Springbrunnen kühl (Hochsommer ca. 55°C) und im Winter zog die Familie nach oben in kleinere, wärmere Räume mit Kamin (Winter bis -8°). Leider gibt es keine Möbel mehr; die wurden zwangsversteigert und stehen heute in einem Museum. Gegen halb zwei sind wir in unserem Hotel "Golden Tulip" und kriegen endlich unser Essen. Es ist ähnlich wie am Abend vorher. Vom Hotel sind wir begeistert. Kaum zu glauben, aber es ist noch toller als das erste gestern. Nach dem Essen sollen wir unbedingt einen Kaffee trinken. Nein, das wollen wir nicht, haben wir selbst. Die Hitze ist zu groß, um gleich wieder los zu fahren; wir haben Pause. Also setzen wir uns in den Garten, schauen die tolle Anlage an und trinken etwas (wieder völlig überteuert - Cola und Sprite je 2.50 €). 16.30 Uhr, inzwischen sind nur noch 38°C, fahren wir zur größten und ältesten Moschee Marokkos. Typisch für alle Moscheen hier sind die quadratischen Minarette. Auf den Innenhof passen 16.000 Muslime. In der Parkanlage daneben stehen herrlich grüne Bäume, die keine Apfelsinen (wie wir ursprünglich glaubten), sondern Pomeranzen tragen. Sie werden zur Herstellung der Bitter-Orange-Marmelade verwendet. Weiter geht es auf den Gauklermarkt. Da Ramadan ist, ist wohl leider nicht ganz so viel los wie sonst. Trotzdem sehen wir Akrobaten, Männer mit Affen, Schlangenbeschwörer (die später für ein Foto 20 € wollen, obwohl ich NIE vor hatte, mir ein solches Vieh umhängen zu lassen, das noch dazu furchtbar giftig aussieht) usw. Natürlich shoppen wir gleich los. Anja kauft sich ein Tuch und Mitbringsel für ihre Lieben zu Hause. Ich erstehe ganz süße Schlüsselanhänger für Folkers Spiegel (für nicht Eingeweihte: Inis Auto, das als Spielfolkfahrzeug seinen Namen bekam!), Tücher für Mama und Lisa, ein T-Shirt für Lukas, ein Täschchen für Rosali und Ilkas Geburtstagsgeschenk ........ Ätsch! |
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Im Dezember wird
die Spannung dann gelöst - ich bekomme eine wunderschöne Handtrommel
in herrlichen Farben. Ilka |
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Das Abendessen soll es in einem
Restaurant geben. Obwohl wir durch ziemlich finstere Gassen müssen,
um dorthin zu gelangen, sind wir von der Inneneinrichtung angenehm
überrascht. So stellen wir uns das typisch marokkanisch vor. Das
Menü soll ebenfalls landestypisch sein. Die Vorspeise besteht aus
verschiedenen Gemüsen und Salaten mit einer sehr scharfen Soße und
Brot. Danach geht es noch landestypischer weiter. Wir warten fast 45
Minuten, da es draußen inzwischen dunkel ist und die wegen des
Ramadan hungrigen Kellner sich erstmal selbst versorgen wollen. Das
Hauptgericht wird in Tontöpfen serviert, Geflügelteile mit Oliven,
dazu Couscous mit Rindfleisch und Gemüse. Die Soße kommt leider
erst, als wir fast fertig sind. Nachtisch ist dann ganz "kreativ"
Melone mit Pfefferminztee. Der schmeckt lecker. Eigentlich soll
heute Folkloreabend sein. Irgendwann während des Essens tauchen
tatsächlich zwei "Künstler" auf. Einer spielt Gitarre (oder sowas)
und hört sich an wie unser Guitar-man in Ghana, der andere klatscht
nur müde dazu. Als wir gehen, kommen dann noch andere Tanz- und
Musikgruppen, aber es ist schon halb zehn und wir müssen ins Hotel.
Vorher schauen wir kurz nochmal zum Gauklermarkt, der jetzt
wunderschön beleuchtet und voller Menschen ist. Jeden Tag von 17 bis
3 Uhr werden hier Fressbuden aufgebaut. Es sieht alles lecker aus, aber
die Betreiber nerven. Am liebsten wollen sie uns wohl zu ihrem Stand
zerren, bequatschen uns ohne Ende und laufen uns nach. Da hilft nur
ein klares "No!", konsequentes Ignorieren und Weitergehen. Schön
ist, dass aus allen Ecken Trommeln erklingen.
Im Hotel sind wir gegen elf. Obwohl wir heute nicht soo viel gelaufen sind, sind wir ganz schön k.o. und wollen eigentlich gleich ins Bett. Daraus ist dann 3.45 Uhr geworden. In zwei Stunden klingelt der Wecker. Partisanenschnellschlaf! Gute Nacht! |
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zum 18.7. | |
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